Hoya,

Fachtagung Hochwasserschutz und Deichverteidigung

Erstmals veranstaltete die THW Bundesschule Hoya eine Fachtagung für die „Technischen Berater Hochwasserschutz und Deichverteidigung“. Vom 17. Bis 19. November konnten etwa 200 TeBe HuD – so die Kurzform – an dieser Veranstaltung teilnehmen und nutzten so die Möglichkeit der Weiterbildung. Der stellvertredende Ortsbeauftragte und Fachberater für den Ortsverband Oberhausen-Rheinhausen, Heribert Börzel, nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von der Schulmanagerin der THW Bundesschule Hoya, Sabine Lützelschwab, mit einem lockeren "Moin" und herzlichen Worten.Einen interessanten Vortrag, wie sich das THW in Zukunft aufstellen (kann), lieferte der Abteilungsleiter Einsatz der THW-Leitung in Bonn, Volker Strotmann. Dieser informierte die Teilnehmer über das neue THW-Rahmenkonzept und blickte "kreativ" in die Zukunft:seine nicht ganz ernst gemeinte Vorstellung der "HCP-D", einer Hochleistungspumpen-Drohne, die künftig selbstständig Pumpeinsätze abarbeitet, sorgte für reges Schmunzeln bei den Teilnehmern. Im ersten Themenblock berichtete Prof. Dr. Manfred Stock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung über Zukünftige Klima-Risiken im besten, schlechtesten und im wahrscheinlichen Fall. Einen weiteren interessanten Beitrag lieferte Dr. Andreas Becker vom Deutschen Wetterdienst. Er stellte die Arbeit des DWD in Bezug auf Vorwarnmöglichkeiten von Starkregenereignissen vor. Wie Hamburger Bürgerinnen und Bürger das Risiko von Sturmfluten und Klimawandel wahrnehmen erklärte Prof. Dr. Beate Ratter der Uni Hamburg. Je länger ein Sturmflutereignis zurückliege, desto schwerwiegender sei die "Ereignis-Demenz". Dadurch sinke die Bereitschaft zur Vorsorge und die Wachsamkeit. Zum Thema "Wasserstandsvorhersage und Warnungen bei Sturmfluten" referierte anschließend Dr. Silvin Müller-Navarra vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg. Aufgrund der kürzlich aufgetretenen schweren Sturmflut anlässlich des Sturmtiefs "Herwart" erschien dieses Thema hochaktuell.

Nach einer Mittagspause erzählte Georg Johann von der Emscher-Genossenschaft/ Lippeverband über die Strategie, anhand von in einer Software hinterlegter Daten über Zustände, Bauweisen, Materialien in einzelnen Deichabschnitten eine bessere Planbarkeit von Material, Personal und Maßnahmen im Hochwassereinsatz zu erlangen. Über das Hochwasser 2013 in Lüchow-Dannenberg berichtete Ernst August Schulz. Da die damaligen Einsatzlagen als praktische Übungen während der Lehrgänge "Technischer Berater HuD" dienen, kam einigen Fachtagungs-Teilnehmern die Ausführungen von Herrn Schulz bestimmt bekannt vor. Hochinteressant war aber die Einschätzung und die Berichterstattung aus Sicht des "Anforderers", bzw. "Entscheidungsträgers".Das Thema seiner Diplomarbeit "Untersuchung des Deichbruchs an der Saale während des Hochwassers im Juni 2013 in der Nähe von Breitenhagen" stellte Niklas Drews von der Technischen Universität Dresden vor.Zum Abschluss des ersten Tages wurde den Teilnehmern die Maßnahmen zur Schließung des Deichbruchs bei Fischbeck erläutert. Dazu hatte die THW Bundesschule zwei Stabsfeldwebel der Bundeswehr eingeladen, die die Lastkähne unter anderem zusammen mit einem Technischen Zug des THW für die Sprengung vor Ort vorbereitet und die Sprengung durchgeführt haben.

Mit welchen Maßnahmen Flussdeiche ertüchtigt werden können, stellte Dr. Ronald Haselsteiner vom Ingenieurbüro "Björnsen - Beratende Ingenieure" vor.Im Anschluss referierte Dr. Torsten Heyer von der Technischen Universität Dresden über die Analyse und die Ursachen von Deichbrüchen. Er hielt fest, dass in der Regel mehrere Ursachen für einen Deichbruch verantwortlich sind und dass erhobene Daten von in der Vergangenheit passierten Deichbrüchen nur bedingt bei der Beurteilung von Deichbruchgefahr dienen können.Wie Hochwasserrisikomanagement in der Stadt Duisburg umgesetzt wird, berichtete Christian von Spiczak-Brzezinski von der Stabsabteilung Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz der Stadt Duisburg. Über die Hochwasserschutzkonzeption (HWSK) für das Land Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2020 berichtete Sven Schulz vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt.

Nach der Kaffeepause wurde über aktuelle Themen und Forschungsprojekte unter Beteiligung der THW Bundesschule berichtet.So stellte Christopher Massolle der Hochschule Bremen seine Arbeit am Testdeich vor, der auf dem Gelände der Bundesschule errichtet wurde. Unter anderem soll dieser zur Entwicklung von Systemen zur Minderung des Auftriebs in versagensgefährdeten Deichen beitragen.In diesem Zusammenhang erklärte Prof. Dr. Bärbel Koppe von der Hochschule Bremen die Entwicklung von Sandsackersatzsystemen.Über die schulische Aus- und Weiterbildung zu Hochwasserschutz und Deichverteidigung referierte Lena Lankenau zusammen mit der Schulmanagerin Sabine Lützelschwab.Im Rahmen des Forschungsprojektes "HWS-Bildung" fand seit Anfang 2016 die Anpassung der Ausbildung Hochwasserschutz und Deichverteidigung der THW-Bundesschule Hoya an die Herausforderungen des Klimawandels statt.Dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie der THW-Stiftung gefördert.Unter anderem wurden in dem Projekt neue Lehrunterlagen und Lehrmaterialien erstellt.Beschlossen wurde die Fachtagung durch einen Vortrag von Enrico Münzner, Fachlehrer an der THW Bundesschule Neuhausen.Dieser stellte den "Pegel 2.0 als Führungsmittel" vor. Der Mobile Pegel ist ein von THW-Helfern entwickeltes System, dass im Hochwasser ergänzende Messwerte zu Wasserständen liefern kann. Weiterhin kann der Mobile Pegel eingesetzt werden, wenn vorhandene Pegel ausgefallen sind.

Alle Teilnehmer und auch die Referenten zeigten sich begeistert von der Fachtagung.Diese spiegelte die hohe Professionalität des THW allgemein und speziell im Bereich Hochwasserschutz und Deichverteidigung wieder. Bundesweit verfügt die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk aktuell über knapp 360 "Technische Berater Hochwasserschutz und Deichverteidigung".Diese Spezialisten sind aufgrund ihrer fundierten Ausbildung gefragte Ansprechpartner für Behörden, andere Hilfsorganisationen oder eigene Einheiten in Hochwasser- oder Starkregenlagen.

Text: Miriam Herrmann

Bilder: Pierre Graser (THW Hannover/Langenhagen)


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